Sepsis im Peer Review

Ergebnisse, Herausforderungen und Maßnahmen zur Verbesserung

Zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2025 veröffentlicht die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) zentrale Ergebnisse aus 72 Peer Reviews zur Sepsisversorgung in IQM-Mitgliedskrankenhäuser und -spitäler. Die Auswertung umfasst rund 1.080 stationäre Behandlungsverläufe aus den Jahren 2012 bis 2024.

Trotz vieler Fortschritte zeigen sich über die Jahre hinweg vier besonders persistente Herausforderungen: verzögerte oder nicht leitliniengerechte Antibiotikatherapie, unsystematische Fokussuche, lückenhafte ärztliche Dokumentation sowie Schnittstellenprobleme zwischen Notaufnahme, Station und Intensivbereich.

Die Auswertung liefert nicht nur ein realistisches Bild der Versorgungsrealität, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen. Besonders im Fokus: die strukturierte Sepsisfrüherkennung, die ab 2026 durch neue G-BA-Vorgaben Deutschland verpflichtend wird – und deren Nutzen sich bereits in der Praxis deutlich zeigt. Die auf Basis der Auswertung entwickelten Materialien bieten aber selbstverständlich auch für die Schweizer Mitgliedsspitäler einen großen Mehrwert.  

Peer Review zur Sepsisversorgung: Was wurde untersucht?

Im Rahmen von 72 Peer Reviews hat IQM die Versorgung von rund 1.080 stationären Sepsisfällen zwischen 2012 und 2024 systematisch analysiert. Die Reviews fanden in Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen statt – vom Grundversorger bis zur Universitätsklinik – und basieren auf einem standardisierten Verfahren, das Stärken und Verbesserungspotenziale im klinischen Alltag offenlegt.

Im Fokus standen unter anderem:

  • Diagnostik- und Therapieabläufe
  • Schnittstellenkommunikation zwischen Abteilungen
  • Anwendung von Leitlinien und SOPs
  • Dokumentationspraxis bei kritischen Entscheidungsprozessen

Ziel war es, wiederkehrende Muster zu erkennen und praxisnahe Lösungsansätze zu identifizieren, die die Behandlungsqualität im Sinne der Patientensicherheit nachhaltig verbessern.

Vier persistente Herausforderungen im Versorgungsalltag

Die ausgewerteten Peer Reviews zeigen vier zentrale Problemfelder, die über die Jahre hinweg in nahezu allen Einrichtungen auftraten:

  • Verzögerte oder nicht leitliniengerechte Antibiotikatherapie
  • Unsystematische oder unterlassene Fokussuche
  • Lückenhafte ärztliche Dokumentation (z. B. bei Therapiezieländerungen)
  • Schnittstellenprobleme zwischen Notaufnahme, Station und Intensivmedizin

Diese Themenbereiche wurden in nahezu jedem Review identifiziert und sollten bei Verbesserungsmaßnahmen priorisiert betrachtet werden.

Entwicklung der Schwerpunkte im Zeitverlauf (2012–2024)

Die inhaltlichen Schwerpunkte der Peer Reviews haben sich im Zeitverlauf verändert:

2012–2015: Grundlagen der Diagnostik und Therapie: Fokus auf zeitgerechte Antibiotikatherapie, adäquate Diagnostik und Dokumentation grundlegender Befunde.

2016–2019: Differenzierte Analyse: Verstärkte Thematisierung mikrobiologischer Diagnostik, SOPs und Schnittstellenkommunikation.

2020–2024: Strukturierte Prozesse und Digitalisierung: Positive Effekte durch ABS-Programme, aber auch neue Herausforderungen im Umgang mit EPA, Befundlaufzeiten und multiprofessionellen Versorgungsanforderungen.

Handlungsempfehlungen aus den Peer Reviews

Die häufigsten Empfehlungen aus den IQM Peer Reviews beinhalten:

  • Standardisierte SOPs für Diagnostik, Fokussuche und Antibiotikatherapie
  • Frühwarnsysteme (z. B. EWS) zur frühzeitigen Erkennung auf Normalstationen
  • Antibiotic Stewardship Programme (ABS) zur Optimierung der Antiinfektiva-Therapie
  • Strukturierte Übergaben und interdisziplinäre Visiten
  • Dokumentationshilfen bei kritischen Entscheidungsprozessen, z. B. bei Therapiezieländerungen

Diese Maßnahmen sind vielfach erprobt, realistisch umsetzbar und in vielen Fällen bereits mit positiven Effekten belegt.

Frühwarnsysteme (EWS): Relevanz nimmt zu

Frühwarnsysteme wie der Early Warning Score (EWS) wurden in vielen Reviews als effektives Instrument zur Sepsisfrüherkennung identifiziert. Ihre Einführung führt nachweislich zu einem schnelleren Beginn der Behandlung und einer verbesserten Eskalation ärztlicher Entscheidungen.

Ab Januar 2026 schreibt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) den Einsatz strukturierter Sepsisfrüherkennungssysteme verbindlich vor. Die Auswertung bestätigt die hohe Relevanz dieser Vorgabe und zeigt bereits funktionierende Beispiele aus der Praxis.

Unterstützung für Kliniken: Materialien & Tools

Zur Unterstützung der Umsetzung stellt IQM folgende Hilfsmittel zur Verfügung. Nutzen Sie diese gern, um die Versorgungsqualität in Ihrem Krankenhaus oder Spital nutzen können:

Podcast zur neuen S3-Leitlinie: Kurze Zusammenfassung der S-3-Leitlinie – schnellere Prozesse, bessere Nachsorge. Länge: 1:50 Minuten. Mit KI generiert.

Podcast zum Thema „Sepsis-Screening: Debatte zu Früherkennungstools": Länge: 7:25 Minuten. Mit KI generiert.

Fazit & Ausblick

Die Peer Reviews zur Sepsisversorgung zeigen: Die Herausforderungen sind bekannt – und mit den richtigen Maßnahmen auch lösbar. Strukturelle Frühwarnsysteme, verbindliche SOPs, interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine verlässliche Dokumentation sind zentrale Erfolgsfaktoren für eine qualitativ hochwertige Sepsisversorgung.

Kontakt

Referat Peer Review
Initiative Qualitätsmedizin e. V.
peer.review(at)initiative-qualitaetsmedizin.de

+49 30/72 62 152 153